In der vorliegenden Studie wurden Unterschiede in der soziosexuellen Entwicklung von zwei Gruppen sexueller Kindesmissbraucher (Pädophile: n = 16; Ersatzhandler: n = 39) und Kontrollprobanden (n = 39) untersucht. Die Beleuchtung vorliegender Unterschiede sollte zum ätiologischen Verständnis von Sexualstraftaten, im speziellen sexuellem Kindesmissbrauch, beitragen. Methodisch wurden hierfür Teile des Multiphasic-Sex-Inventorys (Nichols & Molinder, 1984) sowie Akten von Sexualstraftätern retrospektiv ausgewertet. Die Daten der Kontrollgruppe wurden zusätzlich per Fragebogen erhoben. Kindesmissbraucher berichteten im Vergleich zu Kontrollprobanden bedeutsam häufiger von einem selbst erlebten sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit. Ebenso berichteten sie häufiger von einem gestörten Familienklima im Sinne von Gewalterfahrung sowie lieblosem Verhalten ihrer Eltern. Es zeigten sich keine Gruppenunterschiede in Bezug auf den Umgang mit Sexualität in den Herkunftsfamilien von Tätern und Kontrollprobanden. Pädophile und nicht-pädophile Kindesmissbraucher unterschieden sich besonders hinsichtlich ihrer Aufwuchssituation (bei den Eltern, bei einem Elternteil, Scheidung der Eltern, etc.). In weiterführenden Analysen kristallisierte sich heraus, dass als Kind selbst missbrauchte Männer sich hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung auf das Geschlecht und das präferierte Alter des Partners bedeutsam voneinander unterschieden. Selbst missbrauchte Männer waren häufiger sexuell auf Kinder orientiert und gaben an, ihre Homosexualität zu verstecken als nicht missbrauchte Männer. Erlebnisse in Verbindung mit Sexualität und liebevoller Zuwendung in der Kindheit zeigen sich als bedeutsame Prädikatoren für eine spätere Täterschaft.