Aufklärungsprojekt „Geschlechtsvielfalt im 21. Jahrhundert“

 

Das Zwickauer Aufklärungsprojekt „Geschlechtsvielfalt im 21.  Jahrhundert“ bietet Möglichkeiten an, um über die vielfältigen Lebensweisen in einer modernen und toleranten Gesellschaft zu sprechen.

Informationen erhalten Sie über ts_shg.zwickau@yahoo.de oder direkt in der KISS Zwickau (Kontakt- und Informationstelle für Selbsthilfe/ Verein „Gesundheit für alle“ e.V., Ärztehaus Scheffelstr. 42, 08066 Zwickau) sowie direkt auf der folgenden Internetseite: http://www.selbsthilfe-zwickau.de/.

Fachtag: „Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität – (K)Eine Privatsache am Arbeitsplatz?!“

 

Am 5. März findet in Merseburg (Ständehaus) der Fachtag „SEXUELLE ORIENTIERUNG UND GESCHLECHTLICHE IDENTITÄT – (K)EINE PRIVATSACHE AM ARBEITSPLATZ?!“ statt. Es handelt sich  um einen Fachtag für Institutionen, soziale Dienste, Unternehmen und  Interessierte. Der Fachtag vermittelt Kompetenzen und bietet Raum für Austausch.

Detaillierte Informationen zu Veranstaltung und den geplanten Ablauf  finden Sie hier im Flyer. Ein Teilnahmebeitrag wird nicht erhoben, aber es wird um Anmeldung gebeten, damit die technischen Erfordernisse und das Catering angemessen kalkuliert werden können. Der Fachtag ist eine Kooperationsveranstaltung von Hochschule Merseburg, Friedrich-Ebert-Stiftung und ver.di Jugend.

ABLAUF:

Ab 12:00 Uhr Anreise, Anmeldung und Information
13.00 Uhr Grußwort Bürgermeisterin Dr. Barbara Kaaden
Grußwort Rektor der Hochschule Merseburg, Prof. Dr.-Ing. Jörg Kirbs
13.15 Uhr Arbeitsbedingungen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans* –
Vorstellungen der Diversity-Forschungen der Wirtschaftsuniversität Wien
Dr. Thomas Köllen (Wien)
14.15 Uhr Diskriminierung von Trans*Personen im Arbeitsleben – Vorstellung einer
Expertise Arn Sauer (Berlin)
15.15 Uhr Pause – Zeit für persönlichen Austausch bei einem Imbiss und Getränken
15.45 Uhr Diversity – gewerkschaftliche Perspektiven
Carsten Bock (Berlin)
16.45 Uhr Ihre Fragen: Diversity – Chancen und Risiken – Potenziale für Unternehmen
und Möglichkeiten der Umsetzung Moderation: Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß
(Merseburg)
17.45 Uhr Ausklang – Möglichkeit für weitere Fragen und persönliche Gespräche

Tagungsbericht der 1. Nachwuchstagung des Sexualwissenschaftlich-Interdisziplinären Nachwuchses (SINa)

 

Am 12. und 13. September 2014 fand an der Hochschule Merseburg die erste sexualwissenschaftliche Nachwuchstagung statt, die von der Nachwuchsgruppe SINa (Sexualwissenschaftlich interdisziplinärer Nachwuchs) der Gesellschaft der Sexualwissenschaft initiiert und organisiert wurde. Im Fokus der Tagung stand der aktuelle gesellschaftliche Stellenwert der Sexualforschung als eigenständige Wissenschaftsdisziplin, die sich tagungsübergreifend mit den folgenden Fragen auseinandersetzte: Wie steht es um die Sexualwissenschaft? Hat die sexuelle Libertinage ihre Grenzen erreicht? Wurde bereits alles erforscht und liberalisiert, was es zu erforschen und liberalisieren gibt? SINa konnte für die Tagung sechs Nachwuchswissenschaftler_innen gewinnen, die über aktuelle Themen der Sexualwissenschaft referierten.  Zum Abschluss der Tagung tauschten sich dann renommierte Sexualwissenschaftler mit dem Nachwuchs über Erfolge und Zukunft der Sexualwissenschaft aus. Das Rahmenprogramm gestaltete Robert Lüddecke mit einer One-Man-Show in der Rolle des Paragraph 218 und der Verein Außergewöhnlich mit seiner Fotoausstellung „Gegensätzlich? Menschen mit und ohne Handicap zeigen Leidenschaft“.

 

http://youtu.be/ao2MXy6R88E

Die Teilnehmer_innen aus den verschiedensten Arbeitsgebieten und Fachrichtungen wurden zu Beginn von Prof. Dr. Harald Stumpe, Dekan des Fachbereichs SMK, der Hochschule Merseburg sowie von PD Dr. Kurt Seikowski, Vorstandsvorsitzender der GSW, begrüßt.

 

http://youtu.be/X_kXonSZLV0

Den Auftakt der Tagung gestaltete Astrid Herrmann-Haase, die über „Frauen als Täterinnnen“ referierte. Ein bisher weitgehend unerforschtes Gebiet, das sich mit einem gesellschaftlichen Tabu befasst. Daher ist davon auszugehen, dass es ein großes Dunkelfeld gibt. Opfer, die sich nicht trauen Missbrauch anzuzeigen und Täterinnen, die kaum Anlaufstellen haben, um sich Hilfe zu holen sowie ein Rechtssystem, das mit dem Umgang mit weiblichen Sexualstraftäterinnen überfordert ist und Institutionen, die weibliche Täterschaft nicht in ihren Leitlinien mitdenken – all das sind Konsequenzen dieser Tabuisierung, die die Referentin in ihrer Forschung herausgestellt hat. In ihrer Masterarbeit hat sie hierzu Handlungsempfehlungen für die Praxis entworfen. In der anschließenden Diskussion mit dem Plenum wurde unter anderem die Frage nach der Bedeutung des Dunkelfelds in Gegenüberstellung zum tatsächlichen Machtungleichgewicht in unserer Gesellschaft und damit dem damit einhergehenden Übermaß an männlichen Tätern aufgeworfen.

 

Anschließend sprach Maika Böhm (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Sexualforschung), die in ihrem Referat Ergebnisse  einer quantitativen und qualitativen Befragung von Student_innen vorstellte und verschiedene Beziehungstypen, die sich unter der bundesdeutschen Studierendenschaft finden, präsentierte. Enttäuschung und Unglaube machte sich unter den Teilnehmenden der Tagung breit. Kann es wirklich sein, dass Studierende in Deutschland so wertkonservativ, treu und sexuell zurückhaltend sind? Es kann – so zumindest die Ergebnisse der Studie. Serielle Monogamie anstelle von wildem Sexleben – so leben Studierende ihre Beziehungen heute.

Nach der Pause hatte die Tagung den Paragraph 218 StGB (Strafbarkeit eines Schwangerschaftsabbruchs) zu Besuch. Robert Lüddecke verkörperte diesen und erzählte in einer unterhaltsamen One-Man-Show seinen geschichtlichen Werdegang um sich mit den Worten „Ich glaube es ist Zeit für mich zu gehen“ zu verabschieden.

 

http://youtu.be/GfwBJgqchWc

Julia König (Goethe-Univeristät Frankfurt a.M.) begeisterte die Teilnehmenden im Anschluss mit ihrer Darstellung und Analyse einer Verführungsszene aus dem Alltag in einer Kindertagesstätte. Sie betrachtet dabei das Sexuelle als einen „genuinen Bestandteil“ der Beziehung von Kindern und Erwachsenen, der vor allem auf Grund der Sprachverwirrung – also der unterschiedlichen Bedeutungsbeimessung von Kindern und Erwachsenen – verwirrende Effekte erzeugt. Julia König möchte mit ihrer Arbeit zeigen inwiefern sexuelle Dynamiken immer schon Teil der Beziehung zwischen Kindern und Erwachsenen sind und warum es wichtig ist, dafür eine Sprache zu finden. Sie geht bei der Analyse der von ihr erlebten Situationen tiefenhermeneutisch vor und setzt dabei die eigene Subjektivität als Erkenntnismoment ein – ohne zu vergessen, dass kindliches Erleben durch die erwachsene Perspektive darauf nicht vollständig authentisch dargestellt werden kann.

 

In den Pausenzeiten konnten sich die Teilnehmenden eine Foto-Ausstellung des Vereins Außergewöhnlich ansehen. Unter dem Titel „Gegensätzlich? Menschen mit und ohne Handicap zeigen Leidenschaft“ wurden dort erotische Fotografien von Paaren oder Einzelpersonen mit und ohne Handicap dargestellt.

 

http://youtu.be/aAtmGNVx-_U

Den zweiten Tag startete Heinz-Jürgen Voß, Juniorprofessor (Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung) der Hochschule Merseburg mit seinem Vortrag „Sexuelle Grenzverletzungen: Zwischen problematisierter Abweichung und institutioneller Norm“. Er stellte die aktuellen Entwicklungen im Bereich institutioneller Weiterbildungen dar und eröffnete gleichzeitig den Blick auf die vernachlässigten Bereiche, in denen sexuelle Grenzverletzungen zum „guten Ton“ gehören, wie im Job-Center bei der Befragung ökonomisch prekarisierter Personen oder bei der Beschneidung sexueller Rechte im Strafvollzug. Auch dass in den Diskussionen oft die Perspektiven von Trans*personen oder intergeschlechtlichen Menschen vernachlässigt werden, prangert er an. Er stellt dann heraus, dass das Merseburger Forschungsprojekt Erfahrungswissen systematisieren und dieses stärker in die Lehre von Pädagog_innen einbinden will, indem es hierfür entsprechende Konzepte schafft.

 

http://youtu.be/5Sa6QbrltKc

Mirja Beck und Dominik Mantey (Universität Kiel) stellten im Anschluss daran eben solche Konzeptentwicklungen dar. Sie befassen sich in ihren Forschungen zum Thema Sexualpädagogik mit dem Schwerpunkt Gewaltprävention in der Institution Schule. Wie kann sich eine Sexualkultur in Schulen auf Gewaltprävention aber auch auf positiv gestaltete Sexualität auswirken? Das ist eine der Fragen, die sie dabei untersuchen. Ziel ist es, Curricula für die Lehrer_innenausbildung zu entwickeln und gewaltpräventive Wirkung von sexualpädagogischen Konzepten und Sexualkultur zu erheben.

 

Pionierarbeit leistet Kirstin Linnemann (Hochschule Merseburg) mit ihrer quantitativen Umfrage zu Beziehung und Rollenverhalten unter 2.000 BDSM-orientierten Menschen. Sie stellte dem interessierten Publikum die verschiedenen Beziehungsformen in der Szene dar. Sie betonte dabei vor allem, dass der Unterschied zu Mainstreambeziehungen nicht auf das Ausleben einer anderen Art der Sexualität beschränkt bleibt, sondern im unterschiedlichen Verständnis darüber liegt, was eine gelingende Beziehung idealerweise ausmacht. Überraschend war für einige Zuhörer wohl auch, dass genauso viele Männer wie Frauen an der Umfrage teilgenommen haben.

Die Tagung fand ihren gelungenen Abschluss in einer Podiumsdiskussion mit dem provokanten Titel „Lustverlust oder Erektionsstörung“. Prof. Dr. Kurt Starke, Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, Prof. Dr. Konrad Weller und Katja Krolzik-Matthei (Sexualwissenschaftlerin M.A.) diskutierten über Errungenschaften und Zukunft der Sexualwissenschaft. Sie stellten fest, dass noch lange nicht alles erforscht sei und die Sexualwissenschaft nach wie vor ihre Berechtigung hat.  Der Forschungs- und Liberalisierungseifer ist noch nicht erloschen. Kein Lustverlust, sondern Leidenschaft. Keine Erektionsstörung, sondern anhaltende Plateauphase mit immer wiederkehrenden Höhepunkten.

Eine gelungene Tagung, die von den Teilnehmenden vor allem wegen der Möglichkeiten der Vernetzung und der Vielfältigkeit der Vorträge gelobt wurde. Das Organisationsteam blickt mit Freude auf diese zwei Tage zurück und erlaubt sich ein wenig Stolz, mit geringsten Ressourcen und auf beinah ausschließlich auf der Basis freiwilligen Engagements eine solche Tagung realisiert zu haben. SINa plant, auch in Zukunft regelmäßig ähnliche Tagungen zu organisieren.

 

Ausstellung in Leipzig: Schamlos? Sexualmoral im Wandel

 

Vom  14. November 2014 – 6. April 2015 findet die Wechselausstellung „Schamlos? Sexualmoral im Wandel“ im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig statt. Die neue Wechselausstellung verfolgt „anhand anschaulicher Exponate und interaktiver Elemente die materiellen, rechtlichen, kulturellen und mentalen Entwicklungen der Sexualmoral bis in unsere Gegenwart.“

 

Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag von 9.00 bis 18.00 Uhr // Samstag und Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr.

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen zur Eröffnungsveranstaltung finden Sie hier.

 

Zur Ausstellungseröffnung lädt das Zeitgeschichtliche Museum dazu am 13.11.2014 um 19:00 Uhr mit einem Rahmenprogramm ein.

Begrüßung

Prof. Dr. Rainer Eckert (Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig)

Einführung

Prof. Dr. Kurt Starke (Sexualwissenschaftler und Jugendforscher)

 

Um eine Anmeldung wird gebeten: Telefon 0341 – 2220-400

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des Zeitgeschichtlichen Museums.