Prof. Volkmar Sigusch verstorben

Am 7. Februar verstarb der Sexualmediziner, Psychiater, Soziologe, Sexual- und
Paartherapeut Prof. Dr. Volkmar Sigusch im Alter von 82 Jahren. Er gilt als zentrale
Schlüsselfigur in der Etablierung der Sexualmedizin in Deutschland, 1972 gründete er das
Institut für Sexualwissenschaft am Universitätsklinikum Frankfurt. Er gilt als
gesellschaftlicher Aufklärer und Vorkämpfer für eine Liberalisierung der Sexualität, in erster
Linie aber als Begründer der kritischen Sexualwissenschaft, indem er Sexualität konsequent
als gesellschaftliche Kategorie verhandelte.

Kurt Starke schrieb dazu in einer Rezension (Psyche – Z Psychoanal 75, 2021, 272–276. DOI 10.21706/ps-75-3-272):
„Sigusch hat eine Fähigkeit, die unbequeme und nicht bequem gewordene Gelehrte
auszeichnet, nämlich neue Entwicklungen wahrzunehmen und zu ihrer Erklärung neue
Theorien zu bilden, statt sie in den Käfig alter Theorien zu pressen. Das heißt dann auch:
Begriffe für noch Unbenanntes finden. Das herausragende Beispiel dafür sind Theorie und
Begriff der ‚neosexuellen Revolution‘.“


Sigusch war erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung und
Mitherausgeber der Zeitschrift für Sexualforschung und der Buchreihe Beiträge zur
Sexualforschung. Neben seinem Standardwerk „Sexuelle Störungen und ihre Behandlung“
veröffentlichte er eine umfangreiche Anzahl an Fachbeiträgen und Büchern, u.a.
„Neosexualitäten“ (2005), „Geschichte der Sexualwissenschaft“ (2008), „Personenlexikon
der Sexualforschung“ (zusammen mit G. Grau, 2009), „Sexualitäten“ (2013), „Kritische
Sexualwissenschaft“ (2019).

Einen ausführlichen Nachruf finden Sie unter: https://www.soziopolis.de/volkmar-sigusch.html